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Sportrecht – Ausbildung, Kanzleien und Fachanwälte für Sportrecht

Sportrecht ist ein faszinierender rechtlicher Fachbereich, der aufgrund der vielfältigen Sportarten in der Breite und Tiefe ein weites Rechtsgebiet darstellt. Im Folgenden soll das Sportrecht, die Ausbildung zum Sportrecht Anwalt und das Finden einer geeigneten Kanzlei näher betrachtet werden.

Sportrecht, Sportgesetz und Sportgerichte in Deutschland

Ein eigenes Sportgesetz gibt es in Deutschland nicht. Sportrecht berührt verschiedene Rechtsgebiete. Zum Beispiel:

  • Arbeitsrecht
  • Vereinsrecht
  • Medienrecht
  • Wirtschaftsrecht
  • Steuerrecht
  • Haftungs- und Versicherungsrecht
  • Straf- und Dopingrecht

Wann Sportrecht in der Praxis angewandt wird, hängt immer vom jeweiligen Rechtstatbestand ab. Für die im Sport immer wieder auftretenden Dopingfälle ist z. B. das Anti-Doping-Gesetz zuständig. Im Falle von Verletzungen der Sportler untereinander das Haftungs- und Versicherungsrecht. Bei Steuervergehen das Steuerrecht. Für Transferfälle in der Regel das Arbeitsrecht. Und so weiter. Des Weiteren haben auch BGH-Entscheidungen quasi Gesetzeskraft.

Berühmte Urteile aus dem Sportrecht

Anbei ein für den Fußballsport bedeutsames Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt vom 16.01.2018. Ein Lizenz-Spieler (Torwart) des Bundesligisten FSV Mainz 05 hatte gegen seinen Verein auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag geklagt. Das Bundesarbeitsgericht erteilte ihm eine Abfuhr. Im Tenor sagt das Gericht: Die Befristung der Arbeitsverträge von Lizenzspielern in der Fußball-Bundesliga ist nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 TzBfG gerechtfertigt. Dies ergibt sich aus der Eigenart der Arbeitsleistung eines Lizenzspielers. Solche Urteile schaffen rechtsverbindliche Fakten im Sportrecht.

Ein anderer, nicht minder wichtiger Bestandteil des Sportrechts sind in Deutschland die Sportgerichte der Verbände oder Vereine. Diese können z. B. regelwidriges Verhalten von Spielern mit entsprechenden Sanktionen ahnden. Das DFB-Sportgericht ist diesbezüglich schon oft tätig geworden. Ein Beispiel ist die 23.000 Euro Strafe gegen den FC St. Pauli im Jahr 2018 oder die Rot-Sperre gegen Nabil Bentaleb vom FC Schalke 04, ebenfalls im Jahr 2018. Gegen die Urteile des Sportgerichts gibt es aber das Rechtsmittel des Einspruchs. Die Urteile werden dann rechtskräftig, wenn der betroffene Spieler bzw. Verein diesem zustimmt. Und dann gibt es noch Richtlinien z. B. der UEFA für internationale Wettbewerbe, wie die Champions oder Europa League. Diese sind für alle teilnehmenden Vereine verbindlich.

Der neue Fachanwalt für Sportrecht

Die Frage, die bleibt, ist: Gibt es in Deutschland einen Fachanwalt für Sportrecht. Die Antwort lautet: Ja.

Seit Juli 2019 gibt es die neue Fachanwaltschaft für Sportrecht. Anwälte im Sportrecht vertreten künftig nicht nur die Interessen einzelner Sportler, sondern auch die von Sporttrainern, Sportmanagern, Sportvereinen und Sportverbänden. Ihr Tätigkeitsfeld ist vielfältig.

Tätigkeitsfeld eines Sportanwalts

Das Tätigkeitsfeld erstreckt sich u. a. von der rechtssicheren Erstellung oder Prüfung sportspezifischer Dienst- und Arbeitsverträge, Beratungs- und Vermittlungsverträgen, Sponsoringverträgen über die Vertretung des Sportlers bei Transfer und Vereinswechseln oder bei Disziplinarverfahren, bis hin zur Vertretung von Mandanten vor Verbands- und Schiedsgerichten sowie der Durchsetzung und Abwehr von Schadensansprüchen.

Erforderliche Rechtskenntnisse

Anwälte für Sportrecht benötigen umfassende Rechtskenntnisse. Neben den oben bereits aufgeführten, z. B. auch im Subventionsrecht, Sponsoringrecht und Glücksspielrecht. Aufgrund der Komplexität der Materie hatte das Parlament der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) ja bereits im Jahr 2017 vorgeschlagen, in die Fachanwaltsordnung (FAO) einen neuen Fachanwalt für Sportrecht einzuführen, was dann am 01.07.2019 einstimmig beschlossen wurde. Damit war der 24. Fachanwaltstitel geboren.

Ausbildung zum Sportrecht Anwalt

Doch der Weg zum Fachanwaltstitel ist steinig. Ein künftiger Fachanwalt muss seine speziellen Kenntnisse im Sportrecht anhand einer bestimmten Anzahl von Rechtsfällen nachweisen. Die Fälle müssen sich dabei auf mindestens 3 verschiedene Bereiche aus unterschiedlichen Rechtsgebieten beziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass die besonderen Kenntnisse in jedem der ausgewählten drei Rechtsgebiete mindestens durch 5 abgeschlossene Rechtsfälle zu belegen sind.

Aufbau der Sportrecht-Kurse

Entsprechende Kurse für Fachanwälte im Sportrecht werden erstmalig im September 2019 in Köln und 2020 in München angeboten. Die Kurse bestehen aus 6 Bausteinen:

  1. Baustein: Recht der Sportverbände, Sportvertragsrecht, sportrechtliche Bezüge des Dienst- und Arbeitsvertragsrechts, Vereinsrecht, Grundzüge des Gesellschaftsrechts und Völkerrechts.
  2. Baustein: Sportrechtliche Bezüge des nationalen und internationalen Haftungsrechts, Grundzüge des Gemeinnützigkeits- und Spendenrechts.
  3. Baustein: Sportrechtliche Bezüge des Ordnungswidrigkeiten- und Strafrechts, Strafprozessrechts und des Arzneimittelrechts, Schutz vor Sportmanipulationen (z. B. Doping).
  4. Baustein: Recht der staatlichen Sportförderung und Subventionsrecht, Sponsoringrecht.
  5. Baustein: Sportrechtliche Bezüge des Medienrechts (Fernseh-, Internet- und Hörfunkrecht), Recht des geistigen Eigentums (Persönlichkeitsrecht, Urheber- und Markenrecht).
  6. Baustein: Nationale und internationale Sportverbands- und Schiedsgerichtsbarkeit, Sportwettrecht.

Wie findet man einen Anwalt für Sportrecht?

Der Kreis der Anwälte die sich auf Sportrecht spezialisiert haben, ist zwar im Vergleich mit Spezialisten auf anderen Rechtsgebieten zwar verhältnismäßig klein, es gibt sie aber. Das hat unter anderem auch damit zu tun, das Sportrecht je nach Fall viele verschiedene Rechtsbereiche betreffen kann. Deshalb müssen die Anwälte über ein umfangreiches Fachwissen auf fast allen Rechtsgebieten verfügen. Am besten findet man einen geeigneten Anwalt, daher über das Anwaltsportal anwalt.de

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